Naturcoaching Blog

2018 (2)

August (1) Juli (1)

Die Kostbarkeit der Wüste

Avatar of Claudia Werner Claudia Werner - 06. August 2018 - Wüstenreisen

Die Kostbarkeit der Wüste oder die Stille und der Terror

Die Stille öffnet einen inneren Raum von Frieden. Mitten in den Dünen haben wir unser Lager aufgeschlagen. Es ist Mittagszeit und die Visionssuchenden sind draußen in der Wüste. Diesmal sind wir zwei Wochen unterwegs und nach intensiver Vorbereitung ist jeder Teilnehmende für 3 Tage und Nächte alleine an einem, selbst gewählten Platz. Dort sucht er nach Einkehr, tiefer Begegnung mit sich selber, Verbundenheit mit der Wüste, Gespräch mit Gott, Antwort auf existenzielle Lebensfragen.

Mohammed kommt mit den Kamelen vom Brunnen zurück. Nacer hat Maghreb zubereitet, ein schmackhaftes Gemüse, das mit frisch gebackenem Fladenbrot gereicht wird. Ein seltsamer, nicht greifbarer Schatten hat sich über uns gelegt. Die Fröhlichkeit, die in den alltäglichen Verrichtungen und Begegnungen liegt, ist verschwunden. Dann zerreißt ein ungewöhnliches Geräusch die mittägliche Stille. Ein Nachrichtensprecher verkündet von den Anschlägen in Paris. Mohammed hat sein Handy zu einem Radio umfunktioniert. Es hängt am Busch, neben der Suppenkelle, wo die Küche aufgebaut ist und teilt uns die aktuellen Nachrichten mit. Nacer verteilt das Essen, während ihm die Tränen die Wangen herunter laufen. Wir sind betroffen und wie erstarrt. Keiner kann es fassen. Still gehen wir in unseren Nachmittag. 

Am abendlichen Feuer finden wir unsere Sprache wieder und die drei singen  die uralten, epischen Gesänge, in denen sie ihre Liebe zu Allah ausdrücken. Heute sind Verzweiflung und Schmerz deutlich in ihren Stimmen zu hören. Gleichzeitig trägt sie ein uralter Rhythmus von Vertrauen. Tränen verdünnen den Tee. Während ich versuche Informationen zu bekommen, sind sie bereit zu fühlen. Das tiefe innere Wissen, das wir alle miteinander verbunden und voneinander abhängig sind, ist Teil ihres Seins. Die Wüste als Lebensraum lehrt sie täglich, das nichts selbstverständlich ist und wir Teil eines größeren Kreislaufes sind. Der Brunnen den Mohammed aufsuchen wollte ist ausgetrocknet. und so muss er weit gehen um die Kamele zu tränken. Die Veränderung der Welt ist tägliche Realität. In der Krise, die sich seit Jahren zuspitzt, erlebe ich eine Verbundenheit, die tief in ihren Zellen zu hause zu sein scheint. Es gibt eine natürliche Bereitschaft die Erfahrungen des Lebens zu fühlen und mit dem Körper zu durchdringen. Da wo ich oft verleugne und abspalte, um die Empörung, Wut, Schmerz und Hilflosigkeit nicht in meinem Leben zu haben, erfahre ich mit diesen Menschen eine schutzlose Hingabe an die Gegenwart. In der Verbindung mit der Wüste, dem grenzenlosen Raum der Stille, dem täglichen Leben mit den Ressourcen, die da sind, wird mir bewusst, wie oft ich mich trenne und das dies Teil meiner Urwunde ist. Unter dem weiten Himmel, im Schutzraum der Karawane, den Sand unter unseren Füßen, heilt ein wenig dieses Abgetrenntseins. Das ist eine der Kostbarkeiten dieser Wüstenzeit. Wir kehren mit wachsenden inneren Frieden in unseren Alltag zurück.

Zu Hause fragen mich viele Menschen, ob ich denn keine Angst habe, jetzt in die Wüste zu fahren. Nein, das Gegenteil ist der Fall. Für mich ist es, gerade heute in der aktuelle Krise, einer der sichersten Orte.  Hier wächst mein Vertrauen in das Leben und die Verbundenheit mit der Schöpfung. Ich werde erinnert das Berührbarkeit und Hingabe wesentliche Quellen meiner Kraft sind, in einer Zeit, in der sich äußere Sicherheit und Strukturen immer mehr auflösen und die Herausforderungen täglich zu wachsen scheinen.

Wer dies erleben möchte und bereit ist, die Kostbarkeit der Wüste zu schmecken, ist herzlich eingeladen zu den nächsten Wüstenreisen.

Vom 19. - 26. März und 15. -22. Oktober finden die nächsten Wüstenreisen statt.
Vom 5. - 19. November gehen wir in der Sahara auf Visionssuche.
Anmeldung unter www.wegezumwesentlichen.de

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare